Donnerstag, 24. Mai 2007

Amerikas Kreuzzüge - 1 von 3 - Im Minenfeld Afghanistan

“Osama bin Laden ist irgendwo da draußen. Und er ist heute genau so gefährlich wie vor fünf Jahren”, knurrt der Special Agent des FBI, den ... Alle » wir Kevin nennen sollen. Der Spezialist für Terrorfahndung in feindlicher Umgebung gehört zum Team Bravo der US-Armee, mit dem wir in den Bergen der afghanischen Zentralprovinz Zabul unterwegs sind. “Unsere” Einheit ist Teil einer Falle. Team Alpha hat hinter dem nächsten Bergzug ein Ausbildungslager der Taliban bombardiert. Bravo durchkämmt nun die umliegenden Dörfer und sucht Kämpfer der Taliban, die dort auf Zuflucht hoffen. “Mit Zuckerbrot und Peitsche” gehe die Weltmacht in Afghanistan vor, hatte der mächtigste Mann des Landes, der afghanisch-stämmige US-Botschafter Zalmay Khalilzad, uns die amerikanische Strategie beschrieben. Hier im Zentralgebirge des Landes erleben wir seine Politik in der Praxis. Wir sehen vor allem die Peitsche. Die Menschen im Dorf vor uns hatten noch nie Kontakt mit der modernen Welt, als plötzlich Blackhawk-Helikopter über ihren Lehmhäusern dröhnen. Die Soldaten rücken vor, rollen Stacheldraht aus, treiben die kampffähigen Männer des Dorfes in das provisorische Gefängnis. Nach einer langwierigen Befragung wird es Zeit für das “Zuckerbrot”. Militärärzte versorgen schmerzende Zähne und verteilen Aspirin. Nun wollen sie Verbündete gewinnen. Die Augen der Dorfbewohner zeigen, dass sie nicht so schnell umschalten können wie ihre neuen “Freunde”… Die Afghanen verdanken den Amerikanern die Ruhe und Sicherheit, die es ihnen erlaubt, das verwüstete Land nach einem dreißigjährigen Krieg langsam wieder aufzubauen. Aber sie lassen sich von der Weltmacht keine Regeln aufzwingen. Ausgepowert vom Irak-Krieg, mit nur 15.000 Soldaten im Land, kann es Amerika nicht wagen, die Grundprobleme anzupacken. Die Jagd auf Osama bin Laden hat wegen der US-Wahl allerhöchste Priorität, bindet die meisten Kräfte. “Amerika will unser Vater sein”, sagt der alte Mudschaheddin Mohammed Schah, mit dem wir durch die Berge ziehen. “Sie müssen wissen: Ein Afghane tötet seinen Vater, wenn er von ihm das Falsche verlangt.” Ein gefährliches Terrain, auch für die USA.

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