Samstag, 12. Mai 2007

Adorno - Wer denkt, ist nicht wütend

Mythos Adorno. Er wurde bewundert, ja verehrt ? die Schärfe seines Denkens, die Geschliffenheit seiner Sprache. Adorno war die Instanz ... Alle » schlechthin, das kritische Gewissen der jungen Bundesrepublik Deutschland. Auch die revoltierenden Studenten beriefen sich auf ihn. Zu seinem 100. Geburtstag am 11. September ehrt die Stadt Frankfurt Theodor Wiesengrund Adorno als ihren größten Sohn ? nach Goethe.

Bis zu seinem Tod 1969 leitete Adorno das Frankfurter Institut für Sozialforschung, das 1924 gegründet wurde, um das kritische Potenzial der marxistischen Theorie wiederzubeleben und den Marxismus aus den sozialdemokratischen und stalinistischen Vereinfachungen und Verkrustungen zu befreien. Ziel war die Öffnung des Marxismus für die damals neuen wissenschaftlichen Disziplinen wie Psychologie oder angewandte Sozialforschung.

Neben Adorno gehörten unter anderem Max Horkheimer, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und Erich Fromm zum Institut. Nach 1933 mussten sie in die USA emigrieren. Nach ihrer Rückkehr im Jahre 1949 kamen sie in der intellektuellen Szene der Bundesrepublik schnell zu jenem legendären Ruf, der ihnen und dem Frankfurter Institut bis heute anhaftet.

Der Erfolg von Adornos pessimistischer Philosophie ist eine spannende Geschichte, auf deren Spuren sich die Autoren Meinhard Prill und Kurt Schneider in einer zweiteiligen Dokumentation begeben haben. Sie erzählen den Werdegang eines bürgerlichen Intellektuellen und Kunstlie bhabers, der sich ? durch die Umstände der Zeit in die Emigration gezwungen ? zeitlebens die Frage stellte: ?Wie konnte sich Auschwitz inmitten von einigermaßen gesitteten und harmlosen Menschen abspielen?? Mit dieser Frage machte er im Nachkriegsdeutschland Karriere und kam zu Weltruhm.

Prominente Schüler und Zeitzeugen Adornos wie Alexander Kluge, Rüdiger Safranski, Joachim Kaiser, Richard Sennett oder Pierre Boulez erhellen die Zusammenhänge und geben auch erstaunlich offen Auskunft über Adornos Privatleben.

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